Wasser sparen: Was man kann, was man nicht sollte – Braachland
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Wasser sparen: Was man kann, was man nicht sollte

Dass wir momentan Wasser nicht eben im Überfluss zur Verfügung haben, sollte hoffentlich Konsens sein. Trotzdem hieß es bis vor Kurzem noch: Wasser sparen ist in Mitteleuropa nicht nur nicht nötig, sondern sogar schädlich. Und auch das ist nicht ganz falsch.

Der Hintergrund dieser Aussage: Unser Abwassersystem ist darauf angewiesen, regelmäßig durchgespült zu werden. Geschieht das nicht, sind nicht nur unangenehme Gerüche die Folge, sondern möglicherweise ernsthafte Schäden. In stehendem Abwasser, welches nicht durch nachfließendes verdrängt wird, vermehren sich Zersetzungsorganismen, die Gase und Säuren produzieren. Diese sind teilweise so aggressiv, dass sie die Leitungen angreifen und bei längerem oder wiederholtem Einwirken zu Korrosion führen können.

Jeden Tropfen Wasser vor dem Abfluss abzufangen, ist also definitiv nicht die Lösung. Genauso wenig muss man aber mit Trinkwasser die Rohre durchspülen, wenn sie ohnehin regelmäßig in Betrieb sind. Ein paar Faustegeln:

  • Toilette und Badwaschbecken werden bei regulärer Benutzung ausreichend durchgespült
  • Wer täglich duscht, muss sich auch hier keine Sorgen machen
  • Wer Geschirr von Hand spült, gewährleistet auch beim Küchenwaschbecken ausreichend Durchfluss
  • Gelegentliche Abwesenheiten von ca. einer Woche sind im Normalfall kein Problem. Ist man aber länger und/oder häufiger unterwegs, wäre es durchaus ratsam, jemanden zu bitten, alle paar Tage überall etwas Wasser fließen zu lassen
  • All diese Aussagen gelten hauptsächlich für kaltes Wasser. Bei warmem Wasser lohnt es sich definitiv, noch bewusster damit umzugehen, weil hier nicht nur das Wasser selbst, sondern auch die Energie für dessen Erwärmung ins Gewicht fällt

Wasser sparen im Bad

  • Baden nur als Ausnahme-Luxus
  • Wasser während der Verwendung von Shampoo/Duschgel/Seife etc. abdrehen
  • Nicht bei fließendem Wasser putzen, sondern nach dem Schrubben mit gezieltem Wasserstrahl abspülen
  • Wasserspararmaturen verwenden
  • Vorlaufwasser beim Duschen, bevor es die gewünschte Temperatur erreicht hat, auffangen und anderweitig verwenden
  • Nur duschen, um sich zu reinigen – nicht, weil es so angenehm ist unter dem warmen Strahl
Krug zum Auffangen von Vorlaufwasser in der Dusche

Wasser sparen in der Küche

  • Das Waschwasser von Obst und Gemüse auffangen und zum Gießen verwenden
  • Geschirr mehrfach verwenden, bevor es gespült wird: Ich trinke meinen Kaffee schwarz und kann gut die gleiche Tasse für Morgen- und Nachmittagskaffee verwenden. Aus meiner Müslischale esse ich meist auch mein Abendessen
  • Nicht alles muss mit Seife gespült werden: Bei nicht fettigem und nicht verkrustetem Geschirr reicht oft das Abwaschen unter klarem Wasser (z.B. Gemüsehobel o.ä.). Dieses kann aufgefangen und zum Gießen verwendet werden
  • Beschichtete und eiserne Pfannen müssen überhaupt nicht gespült werden, wenn sie immer wieder das gleiche Bratgut (gilt nicht bei Fleisch/Fisch!) enthalten. Hier reicht es, sie allenfalls mit (waschbarem) Küchentuch oder Stoffresten auszureiben
Schüssel mit Salat-Wasch-Wasser

Wasser sparen auf dem Balkon (und im Garten)

  • Das in Küche und Bad aufgefangene Wasser zum Gießen verwenden
  • Regenwasser auffangen
  • Morgens und/oder abends idealerweise ohne direkte Sonneneinstrahlung gießen, damit nicht ein Teil des Wassers schon verdunstet, bevor er von den Pflanzen aufgenommen werden kann
  • Bei Topfpflanzen in einen Untersetzer gießen: Wasser “am Stück” verdunstet nicht so schnell wie auf der Erdoberfläche verteiltes und das aufgenommene Wasser ist zudem durch die trockene obere Schicht geschützt
Eimer zum Auffangen von Regenwasser

Virtuelles Wasser sparen

Auch wenn viele das gar nicht so im Kopf haben, ist virtuelles Wasser mit Abstand unser Hauptproblem. Dabei handelt es sich um das Wasser, mit dem wir zwar nicht tatsächlich in Berührung kommen, das aber aufgewandt werden muss, um die Produkte herzustellen, die wir konsumieren. Direkt verbrauchen wir durchschnittlich ca. 120 Liter pro Tag. Zusammen mit dem virtuellen Wasser kommen wir auf ca. 5300 Liter.

Zu Hause Wasser zu sparen ist zwar keineswegs nutzlos, viel wichtiger aber ist es auch hier einmal wieder, unsere Konsumentscheidungen zu überdenken. Ein bedeutender Sektor ist dabei Kleidung, weil nicht nur bei der Herstellung von Baumwolle und Wolle, aber auch von Kunststoff, sehr viel Wasser benötigt wird, sondern auch zum Färben etc., wobei das Wasser nicht nur dem Wasserkreislauf entzogen, sondern auch noch verunreinigt wird. Es lohnt sich also, jede Neuanschaffung gut zu reflektieren und nach Möglichkeit auf nachhaltige Herstellung oder – hier definitiv noch besser – Second Hand Artikel zurückzugreifen.

Nicht unwesentlich ins Gewicht fällt aber auch unsere Ernährung, wenngleich das hier aufgewandte Wasser (zumindest beim Pflanzenanbau) großenteils dem natürlichen Wasserkreislauf erhalten bleibt. Ähnlich wie bei der CO2-Bilanz schneiden auch hier tierische Produkte besonders schlecht ab: Für 1kg Rindfleisch fallen gut 15.000 Liter Wasser an. Unter den pflanzlichen Lebensmitteln haben besonders Kaffee und Kakao einen gravierenden Wasserverbrauch. 1 kg Gemüse kommt dagegen mit ca. 30-300 Litern Wasser aus. Neben einem Fokus auf vegane Ernährung kann man hier vor allem entscheidenden Einfluss nehmen, wenn man Lebensmittel optimal verwertet und Lebensmittelverschwendung weitestgehend vermeidet.

Ein guter knapper Überblick über das Thema findet sich bei sinplastic.

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